Eine Woche lang beschäftigten sich 35 Drittklässler der Neu-Eichenberger Ernst-Reuter-Schule mit dem Thema Tod und Trauer. Begleitet wurden sie während des Projekts „Hospiz macht Schule“ von
ehrenamtlichen Hospizmitarbeitern.
Neu-Eichenberg - In der Bibliothek der Ernst-Reuter-Schule in Neu-Eichenberg herrscht gespannte Stille. 35 Kinder der beiden dritten Klassen schauen sich interessiert eine Sequenz der
Kindersendung „Willi will's wissen“ zu „Tod und Trauer“ an. Ein ganz besonderes Thema, das die Jungen und Mädchen seit Montag beschäftigt hat. Die ganze Woche über hatten sie elf Ehrenamtliche
aus der Hospizarbeit für das Projekt „Hospiz macht Schule“ zu Gast.
Und genau das, was Willi im Fernsehen erklärt bekommt, machen die Kinder im Anschluss an den Film auch: Sie setzen Bohnenranken in von ihnen bemalte Blumentöpfe, um die sie sich ebenso kümmern
sollen, wie man sich um Trauernde kümmert.
Das ist nur eines von vielen Aktionen, mit denen den Schülern das Thema näher gebracht wird. So haben die Kinder unter anderem zum Motto „Werden und Verändern“ alte Bilder von sich mitgebracht
und aufgeklebt. „Sie lernen, dass Leben einfach Veränderung bringt“, sagt Teamerin Martha Zimmermann. Und so ganz nebenbei auch, dass es früher mal Schwarz-Weiß-Fotografie gab. Denn auch die
Ehrenamtlichen vom Hospizdienst bringen Bilder mit.
Obwohl das Thema an sich ernst ist, sind sich Lenya und Jara, beide neun Jahre alt, einig: „Es macht Spaß.“ „Wir haben aufgeschrieben, was wir denken, was nach dem Tod kommt“, berichtet Lenya und
ist sich sicher: „Wiedergeburt“. „Wir haben auch einen Film über einen toten Menschen geschaut und ein Doktor und ein Bestatter waren da“, sagt Jara. Das Thema an sich ist schon wichtig, denken
beide. Denn „es gehört zum Leben dazu“, erklärt Lenya.
Vermittelt wurde das Projekt durch die Schulsozialarbeiterin Angela Stark, berichtet Michaela Aspesi, wie Maria Rittmüller Klassenlehrerin einer dritten Klasse. „Ich bin total begeistert“,
beschreibt sie ihren Eindruck. Es sei ein guter Wechsel zwischen ruhiger Arbeit und Bewegung. So hätten die Kinder zum Beispiel 45 Minuten lang an einem Gesprächskreis mit dem Bestatter
teilgenommen und sich gut beteiligt.
„Es ist total schön, die Kinder auch mal außerhalb des Unterrichts kennenzulernen“, sagt Rittmüller. Und: Viele würden bewusst oder unbewusst von ihren Eltern vor negativen Erfahrungen geschützt.
Für Kinder sei es jedoch wichtig, dass sie das Thema kennenlernen, da eine große Unsicherheit herrsche. Wichtig ist den Teamern, Sachinformationen wertfrei zum Beispiel von religiösen Ansichten
zu vermitteln. „Wir wollen die Kinder zum Reden bringen“, sagt Martha Zimmermann und Tanja Schulze ergänzt, nach dem Film habe ein Kind gesagt, dass es jetzt keine Angst mehr habe. Während der
Woche wird nicht nur der Tod behandelt, sondern zum Beispiel auch, wann man traurig ist.
Viele Kinder sind mit dem Thema Tod und Trauer bereits in Berührung gekommen. Das bekommen die Lehrerinnen auch mit, im normalen Alltag fehle jedoch der Raum, sich richtig um das betroffene Kind
zu kümmern, sagt Rittmüller. Und Zimmermann ergänzt, dass das Projekt deshalb eine ganze Woche dauere. „Das geht nicht in zwei Stunden.“ Zudem hätten die Teamer Schweigepflicht, auch den Eltern
gegenüber. Das Projekt ändere auch die Klassenverbände. Kinder, die normalerweise etwa abseitsstünden, seien hier voll integriert. (Nicole Demmer, HNA WIZ)