Workshop „Humor in der Sterbebegleitung“ mit dem Pantomimen und Klinikclown Christoph Gilsbach

Zwölf Teilnehmende waren gespannt auf den Workshop mit Christoph Gilsbach, der am 1. und 2. April 2022 zum zweiten Mal hier in Eschwege den Ehrenamtlichen der Hospigruppe seinen reichen Erfahrungsschatz zur Verfügung stellte. Dieses Mal zum Thema „Humor“.

 

Lachen ist gesund, lindert Schmerzen, stellt Verbindung zwischen den Menschen her, erleichtert die Seele. Aristoteles wusste schon 350 v. Chr.: „Lachen ist eine körperliche Übung von großem Wert für die Gesundheit.“ Kinder lachen etwa 400 x am Tag, Erwachsene im Durchschnitt nur 15 x. Wir haben in diesem Workshop viel und ausgiebig gelacht – dafür machte Gilsbach viele Angebote: kleine Witze, Gedichte, Wortspiele, Aktionen, die uns ins Spiel brachten und eine Leichtigkeit herstellten.

 

Aber es wurde auch schon in der ersten Stunde des Workshops deutlich, dass Humor viel mehr oder auch etwas anderes bedeutet als Lachen. Lachen ist eben eine körperliche Reaktion auf eine bestimmte Situation, die noch nicht einmal humorvoll sein muss, es kann auch eine Reaktion auf Schmerz, Leid oder Scham sein. Dagegen beschreibt Humor eher eine innere Haltung, vielleicht auch einen bestimmten Blick aufs Leben, der auch schwierigen oder schmerzhaften Situationen Belebendes abgewinnt. Dabei ist der Humor sehr individuell ausgeprägt; nicht alle können Witze erzählen, über die gleichen Jokes lachen, manche können mit Spott und Ironie umgehen, andere nicht. Der Humor einer Person ist geprägt von seinen Lebenserfahrungen und so war es sehr interessant für uns, in Kleinguppen unsere „Humorbiographie“ auszutauschen und Unterschiede festzustellen. Worüber wurde in unserer Familie gelacht, wurden wir ausgelacht, wie fühlten wir uns dabei, welche Witze finden wir gut, über welche können wir gar nicht lachen?

Aber was macht dann Humor aus und welche Wirkungen kann er in der Begleitung von Menschen in der letzten Lebensphase haben? Gilsbach ließ uns in seinen Berichten an einigen sehr berührenden Erfahrungen teilhaben, die er als Klinikclown mit Kindern auf der Krebsstation machte. Humor kann dabei helfen, schwierige und leidvolle Situationen für den Moment leichter und Schmerzen erträglicher zu machen. Für uns in der Hospizarbeit kommt es dabei darauf an, mit Achtsamkeit, Neugierde und Gelassenheit in Kontakt mit den Menschen zu treten, uns selbst nicht von dem Leid der anderen „überrollen“ zu lassen, sondern Distanz zu wahren und authentisch zu bleiben. Wir können dann wahrnehmen, welche Angebote von unserer Seite aus eventuell ein Lächeln, ein Augenzwinkern oder andere Reaktionen hervorrufen können, die die Beziehung und das Vertrauen stärken und zu einer entspannten Atmosphäre beitragen. Wir sollten auch wach dafür sein, welche verbalen und non-verbalen Angebote unseres Gegenübers wir aufgreifen können – sie wiederholen, verstärken, übertreiben…

 

Das geschieht immer mit dem Risiko, dass unsere Angebote nicht angenommen werden.

 

Humor als Lebenseinstellung hilft dann auch, sich bei Misserfolgen nicht entmutigt zu fühlen und sich in seiner Person nicht gekränkt zu fühlen. Gilsbach machte uns Mut, darauf zu achten, es uns gut gehen zu lassen, die Widrigkeiten des Lebens gelassen zu betrachten, die eigenen Schwächen zu akzeptieren und über uns selbst zu lachen. Humor ist deshalb auch ein wesentlicher Resilienzfaktor, weil wir durch inneren Perspektivenwechsel die Opferrolle verlassen und Situationen aktiv gestalten können.

 

Dieser Workshop, denke ich, hat uns Mut gemacht, uns selbst zu vertrauen und – mit der entsprechenden Achtsamkeit und Offenheit – einfach mal neue Dinge auszuprobieren. Vielen Dank dafür!