Besuch im Sepulkralmuseum

Am 26.1.2022 fuhren wir mit 18 Ehrenamtlichen nach Kassel ins Sepulkralmuseum, das als kulturhistorisches Haus betrachtet werden möchte.  Der Name kommt von sepulkrum (lat.) = Grab, Grablege.

 

Im Untergeschoss kann man die Dauerausstellung besichtigen. Dort findet man Totenhemden, Reliquien, Rosenkränze, Gedenkbilder, Trauerschmuck. Urnen und Micro-Urnen, bemalte alte Särge, neue außergewöhnliche Särge, Trauerkleidung, Grabmäler und Beerdigungskutschen u. v. m. Beerdigungs- und Trauerriten anderer Religionen werden im Wechsel ausgestellt.

 

Im Erdgeschoss werden zeitlich begrenzte Ausstellungen gezeigt, zurzeit: “Suizid, let’s talk about it..“ Mit dieser Spezialausstellung will man versuchen, die Stigmatisierung dieses Themas in unserer Gesellschaft wenn nicht aufzuheben, doch zumindest zu verringern. Ein Mitarbeiter führte uns in 2 Gruppen durch die Ausstellung dabei erfuhren wir: 

  • Die Suizidrate liegt in den entwickelten Ländern, besonders in den nordischen, allgemein höher als in Entwicklungsländern;
  • Männer suizidieren sich 3mal so häufig wie Frauen, besonders in höherem Alter;
  • -in den letzten 40 Jahren hat die Suizidrate kontinuierlich abgenommen
  • bei jungen Frauen sind Suizidversuche besonders häufig, man schätzt, dass auf 1 vollendeten 10 Versuche kommen.

 

Das sind Schätzungen der WHO, da nicht alle Suizide erkannt und nicht alle Versuche bekannt werden.

Suizid bedeutet „Selbsttötung“, der Begriff „Selbstmord“ entstand in der Lutherzeit. Suizid erhielt damit eine religiöse Wertung bzw. wurde einem Verbrechen gleichgesetzt. In früherer Zeit wurden  die Leichen der „Selbstmörder“ noch bestraft, indem sie gehängt oder geschleift und auch nicht auf dem Friedhof beerdigt wurden, sogar ihr Besitz wurde konfisziert  . Auch heute noch gibt es Länder in denen der Versuch bestraft wird.

 

Durch Statistiken, Dokumentationen, auch aus der Historie, und durch Bilder ( z. B. Kleopatra mit der Schlange) versuchen die Veranstalter, die psychosozialen, emotionalen und medizinischen Probleme der Suizidanten deutlich zu machen. Durch Gesprächsangebote für die BesucherInnen soll das Thema „Suizid“ aus der „Befangenheitsecke“ geholt und enttabuisiert und damit ein Beitrag zur Suizidprävention geleistet werden.

 

Zum Schluss wurde uns noch der im Obergeschoß stehende „Sarco“ gezeigt, eine Art Kokon mit Liegefläche aus Plastik. Durch die Einleitung von reinem Stickstoff tritt der Tod ohne Erstickungsgefühl ein. Diese Suizid-Maschine ist eine Erfindung von „EXIT international“, die Anleitung zum Nachbau mithilfe eines 3-D- Druckers kann man wohl im Internet finden. Sie soll schwerstkranken Menschen einen schmerzfreien Tod selbstbestimmt, ohne Mithilfe eines Arztes ermöglichen. Sie wurde aber noch nie benutzt, ihre Einführung wird in der Schweiz diskutiert.

 

Dieser eindrucksvolle Nachmittag bot viel Stoff zum weiteren Nachdenken und zur Überprüfung eigener Wertungen und Einstellungen.